Mehr Lücke als Gesetz

In den Tourismusregionen entstehen nach wie vor mehr Zweitwohnungen. Mit fatalen Folgen. Lösungen sind gefragt – ein Vorstoss stammt von einer jungen Architektin.

Fotos: Jules Spinatsch

In den Tourismusregionen entstehen nach wie vor mehr Zweitwohnungen. Mit fatalen Folgen. Lösungen sind gefragt – ein Vorstoss stammt von einer jungen Architektin.

Im Engadin scheint die Welt verkehrt. In der Region Maloja wurden in den Gemeinden zwischen Bregaglia und S-chanf von 2017 bis 2021 Hunderte von Zweitwohnungen geschaffen. Genau gesagt sind es 653 – während in derselben Zeit 112 Erstwohnungen verschwunden sind. Das zeigt eine Studie von Eco Alpin (siehe unten ‹Mehr Wissen›). Die Zweitwohnungsinitiative, 2012 von den Stimmberechtigten mit 50,6 Prozent Ja-Stimmen angenommen, sollte genau dies verhindern. Ein Beispiel dafür, wie Erstwohnungen zu Ferienappartements werden, ist die aus den 1990er-Jahren stammende Wohnüberbauung ‹Chesa Faratscha› in Celerina, die es in die Schlagzeilen geschafft hat. Die 22 Miethaushalte erhielten die Kündigung, weil das Haus saniert werden sollte. Nun heisst die Überbauung ‹Trais Sulais› und umfasst zwölf Luxusresidenzen, die jeweils mindestens fünf Millionen Franken kosten. Sie werden als «solides Investment» angepriesen und «erfreuen sich einer gesteigerten Nachfrage», wie die Medienstelle mitteilt. Auch die im Jahr 1920 als Personalhaus für die Engadiner Bergbahnen erbaute ‹Chesa Diavolezza› in Pontresina trägt einen neuen Namen: ‹Culissa›. Aus 15 Wohnungen werden zwölf, und eine 4½-Zimmer-Wohnung mit rund 115 Quadratmetern kostet hier 2,2 Millionen Franken, wie die Journalistin Stefanie Hablützel in der ‹Zeit› schreibt. Immerhin zwei Wohnungen seien als Erstwohnsitze reserviert – im Hanggeschoss. ###Media_2### ###Media_3### Bei den genannten Fällen handelt es sich um altrechtliche Bauten, die vor dem 11. März 2012, dem Stichtag des Zweitwohnungsgesetzes, erbaut wurden. Dank einer Lücke im Gesetz, die im Wesentlichen auf Politiker aus dem Berggebiet zurückgeht, dürften altrechtliche Wohnungen in Zweitwohnungen umgewandelt werden, selbst wenn der Zweitwohnungsanteil in der Gemeinde schon über der Schwelle von 20 Prozent liegt. Das Gleiche gilt für denkma...

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